OLYMPIA-RENNEN ENTPUPPT SICH ALS FARCE – FAST DAS HALBE FELD GEDOPT

Kurioser Medaillenverlauf

Olympia-Rennen entpuppt sich als Farce – fast das halbe Feld gedopt

Wegen Dopings ist Tatjana Tomaschowa nicht mehr Olympia-Zweite von London. Sie ist nicht die einzige aufgeputschte Läuferin aus dem 1500-Meter-Rennen.

London/Lausanne – Olympia sorgt für einige der größten Momente der Sportgeschichte – allerdings auch für Skandale. Immer wieder kommt es vor, dass Athleten aufgrund von Dopings nachträglich Medaillen aberkannt werden. Der wohl berühmteste Fall ist der des 100-Meter-Sprinters Ben Johnson, der seine Goldmedaille von Seoul 1988 wegen der Einnahme von Steroiden verlor.

Und auch jetzt beschert ein Doping-Fall bei den Olympischen Spielen der Leichtathletik einen Eklat: Die ehemalige russische Mittel- und Langstreckenläuferin Tatjana Tomaschowa muss ihre Silbermedaille von 2012 dopingbedingt zurückgeben. Sie schreibt damit die bittere Geschichte eines einzelnen Rennens fort.

Olympia-Rennen entpuppt sich als Farce – fast das halbe Feld gedopt

Die heute 49-jährige Tomaschowa, die ihre Karriere 2020 beendet hatte, hatte bei den Spielen von London 2012 Silber über 1500 Meter gewonnen. Doch jetzt, zwölf Jahre später, erfolgte ihre Disqualifikation. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) verkündete, die Russin werde wegen mehrerer Doping-Vergehen für zehn Jahre gesperrt. Alle ihre erzielten Resultate im Zeitraum vom 21. Juni 2012 und dem 3. Januar 2015 verlieren somit rückwirkend ihre Anerkennung – auch das Olympia-Rennen, das am 10. August 2012 stattfand.

2021 hatten die zuständigen Behörden bei Nachkontrollen von Proben Tomaschowas vom 21. Juni und 17. Juli 2012 Anabolika in ihrem Blut festgestellt, nun erfolgte das Urteil. Dadurch entpuppt sich der Wettkampf endgültig als Farce. Fast das halbe Feld – fünf von 13 Finalistinnen – wurde inzwischen wegen Dopings disqualifiziert. Derartige Betrügereien beeinflussen Olympische Spiele maßgeblich und führen im vorliegenden Fall zu immer kurioseren Medaillenkonstellationen.

Ex-Olympia-Zweite Tomaschowa kam eigentlich nur als Viertschnellste ins Ziel

So kam Tomaschowa selbst damals nur als viertschnellste 1500-Meter-Läuferin ins Ziel. Ursprünglich hatte die zweifache Weltmeisterin über die Distanz keine Olympia-Medaille gewonnen. Doch aufgrund der vorigen Doping-Fälle im Feld war sie sukzessive auf den zweiten Platz gerückt.

2015 hatte der CAS die eigentliche Olympiasiegerin, die Türkin Asli Cakir Alptekin, aufgrund Doping-positiver Nachproben suspendiert. Und zwei Jahre später hatte der Weltleichtathletikverband (IAAF) auch Alptekins Landsfrau und Trainingspartnerin Gamze Bulut wegen Dopings gesperrt. Diese hatte ursprünglich Silber gewonnen und nach Alptekins Disqualifikation zwischenzeitlich sogar als Erstplatzierte gegolten. Beider Resultate in besagtem Olympia-Rennen waren annulliert worden.

Tomaschowa nicht zum ersten Mal gesperrt – sie bedingt jetzt Medaillen-Rochade

Für Tomaschowa, die 2004 in Athen tatsächlich Olympia-Silber gewonnen und 2016 ihren letzten Wettkampf bestritten hatte, ist es nicht der erste Doping-Skandal. Bereits 2008 hatte der IAAF sie und sechs weitere russische Sportlerinnen für 33 Monate gesperrt und einen Teil ihrer Ergebnisse für nichtig erklärt. Hintergrund war gewesen, dass sie bei Doping-Tests wohl absichtlich den Urin anderer Personen abgegeben hatten.

Angesichts der erneuten Sperre der Russin dürfen sich jetzt zwei andere Läuferinnen aus dem Feld freuen. Die mittlerweile für Schweden startende Äthiopierin Abeba Aregawi rückt infolge der Sperre Tomaschowas auf den Silbermedaillen-Rang, und Shannon Rowbury aus den USA gewinnt so nachträglich Bronze. Olympiasiegerin von London über 1500 Meter ist inzwischen die Bahrainerin Maryam Yusuf Jamal.

Skandal-Wettbewerb bei Olympia 2012: Weitere Athletinnen später disqualifiziert

Wegen der zahlreichen Doping-Verstöße gilt das 1500-Meter-Rennen von 2012 allerdings als eines der skandalträchtigsten der Olympia-Geschichte. Drei weiteren Athletinnen, die in Vorläufen ausgeschieden waren, hatten später Suspendierungen erhalten. Grund hierfür waren Verstöße gegen die Anti-Doping-Bestimmungen oder Irregularitäten im biologischen Pass, der das Blutprofil kontrolliert, gewesen.

Laura Weightman nahm ebenfalls an dem Final-Lauf teil. Durch die zahlreichen nachträglichen Doping-Sperren seitdem rückte die ursprünglich elftplatzierte Britin in der Endwertung vor auf Rang fünf. Es sei „hart zu begreifen“, sagte sie der BBC zufolge auf Instagram nach der Bekanntgabe der Sperre gegen Tomaschowa.

Auch kurz vor den jüngsten Spielen in Paris hatte ein ähnlicher Fall Schlagzeilen geschrieben. So war eine chinesische Olympiasiegerin positiv auf ein Dopingmittel getestet worden. (wuc)

2024-09-06T18:35:36Z dg43tfdfdgfd